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Aus der Ukraine ins GeoSN: Ein Praktikum als Starthilfe für den beruflichen Wiedereinstieg

Oleksandra Nevynna
Oleksandra Nevynna  © GeoSN

Aus- und Fortbildung ist im GeoSN Alltag – gerade haben die neuen Azubis gestartet, der nächste Duale Student steigt zum 1. Oktober ein und zahlreiche Referendare und Anwärter durchlaufen hier relevante Abschnitte ihrer Berufsbildung. Aber dass gleich zwei ausländische Praktikantinnen am Olbrichtplatz Station machen, beide aus der Ukraine kommen und noch dazu viele Jahre Berufspraxis in Vermessung und Verwaltung mitbringen, das gab es in diesem Sommer zum ersten Mal. Oleksandra Nevynna und Olena Zaichenko haben beide von Ende Mai bis Ende August für insgesamt neun Wochen im GeoSN hospitiert und dabei wertvolle Erfahrungen im deutschen Arbeitskontext gesammelt.

„Ich bin seit gut zwei Jahren in Dresden, aber bei diesem Praktikum habe ich verstanden, dass ich hier in Deutschland tatsächlich in meinem eigentlichen Beruf arbeiten kann“, sagt Olena, die in Kiew Kataster und Landmanagement studiert hat und anschließend über viele Jahre auch in leitender Position in der öffentlichen Verwaltung ihrer Heimatstadt Sumy im Bereich Vermessung, Kataster und Bauverwaltung gearbeitet hat. „Das Praktikum hat mir gezeigt, welche Unterschiede es in diesem Bereich zwischen Deutschland und der Ukraine gibt“, sagt Olena und ergänzt: „Aber vieles ist auch sehr ähnlich, beispielsweise die Festpunkte, bestimmte Gesetze zur Überwachung der Messstellen oder die im staatlichen Kataster enthaltenen Informationen und die Grundsätze der Katasterführung.“

Olena Zaichenko
Olena Zaichenko  © GeoSN

Auch das Thema Bürokratie sei ihr vertraut, da unterscheiden sich die Ukraine und Deutschland offenbar gar nicht so sehr. Doch Olena gibt es auch Sicherheit, Regeln zu haben und Gesetze, die es einzuhalten gilt. Hätte sie einen Wunsch frei, dann wäre dies möglichst bald ein Job in ihrem Fachgebiet. „Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich sehr gerne im Bereich Kataster arbeiten – das kann ich“, sagt die 42-Jährige selbstbewusst, die im März 2022 vor dem Krieg in ihrem Heimatland nach Deutschland floh. Seitdem ist sie mit ihren Kindern und ihrer Mutter in Dippoldiswalde zu Hause, nahm es aber mit großer Selbstverständlichkeit auf sich, für diverse Sprachkurse und auch das Praktikum täglich nach Dresden zu pendeln.

Kurz bevor sie beim GeoSN anfing, hatte sie ihre B2-Prüfung erfolgreich bestanden. „Aber Deutsch zu sprechen, habe ich erst hier im Praktikum gelernt“, sagt Olena. Mit Handywörterbuch und viel Fleiß hat sie sich die deutschen Fachbegriffe erarbeitet. Und war am Ende wirklich froh über das große Entgegenkommen der Kolleginnen und Kollegen, die mit viel Geduld und Freude, praktisch jede Frage beantwortet haben. „Ich bin sehr dankbar, dass sich alle immer Zeit genommen haben, mit mir zu sprechen, mir etwas zu zeigen oder zu erklären“, erinnert sich Olena an ihre Zeit als Praktikantin.

Olena Zaichenko und Myra Sequeira © GeoSN

Und auch Myra Sequeira, Prozessmanagerin im Referat 23, die sich im Sommer federführend um die ukrainischen Praktikantinnen kümmerte, betont, dass diese überall auf offene Ohren und Türen stießen: „Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle noch mal an die betreuenden Referate 32 und 21, aber auch an alle anderen Kolleginnen und Kollegen, die für Olena und Oleksandra viel Unterstützung geleistet haben.“

Gleichwohl seien die beiden ausländischen Kolleginnen aber auch sehr wissbegierig und fleißig gewesen. Nach einer Einführung im Juni zum Thema Prozessmanagement sowie einem Einblick in die Arbeit des GeoSN und das sächsische Behördenwesen, hätten sie dann selbstständig Interviews geführt und referatsinterne Prozesse modelliert. Zum Abschluss ihres Praktikums haben beide auf Deutsch eine Abschlusspräsentation gehalten und damit durchaus Eindruck geschunden. „Wer auch immer die beiden als neue Kolleginnen bekommt, kann sich wirklich glücklich schätzen. Sie sind fachlich super und auch menschlich eine Bereicherung“, sagt Myra Sequeira anerkennend.

Oleksandra Nevynna und Myra Sequeira © GeoSN

Wie genau es für Olena und Oleksandra weitergeht, ist noch offen. Olena hat sich auf einige Stellen beworben und dabei auch Unterstützung vom Personalreferat im GeoSN erhalten. So hätten die Kolleginnen mit ihr ein Vorstellungsgespräch durchgespielt, das habe ihr große Sicherheit beim echten Jobinterview gegeben, erinnert sich Olena.

Oleksandra beendet jetzt gerade noch ihren aktuellen C1-Sprachkurs, bevor auch sie sich aktiv auf Jobsuche begibt. Die 34-Jährige aus Odessa war Abteilungsleiterin für Organisation und Dokumentation in der Stadtverwaltung ihrer Heimatstadt. Auch sie hat einen akademischen Hintergrund in Landmanagement und Kataster und kann sich vorstellen, jetzt in Deutschland wieder in diesem Bereich zu arbeiten. Sie floh genau wie Olena im Februar 2022 vor dem Krieg aus der Ukraine und lebt seitdem in Dresden. „Ich war 2019 mal als Touristin hier, aber dass ich mal in Dresden leben würde, hätte ich damals nie für möglich gehalten“, erinnert sich Oleksandra. Sie bringt zehn Jahre Berufserfahrung in der öffentlichen Verwaltung mit und würde am liebsten beruflich in der Vermessungsverwaltung oder der Geodatenverarbeitung einsteigen.

„Das Praktikum beim GeoSN war für mich eine unvergessliche Erfahrung und ich hoffe, dass es mir beim Start in mein Berufsleben in Deutschland nützt“, betont Oleksandra. „Ich möchte mich bedanken, dass ich die Möglichkeit hatte, meine Fähigkeiten im GeoSN zu testen und mich zu beweisen.“

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